Katharina Schlieper / Vollsackstr. 6 , 01309 Dresden / Tel.: 0351-310 12 34 / beratung@mandala-dresden.de

Lebenskunst ist, Problemen nicht auszuweichen, sondern daran zu wachsen.
Anaximander

Bewusstseins-Ei

Roberto Assagiolo verwendete das „Ei-Diagramm“ als Modell unseres Bewusstseins. Es ist als Bild (Ei), als Landkarte zu verstehen, die uns die unterschiedlichen Bereiche unseres Bewusstseins zeigt. Mit diesem Modell können wir unsere Arbeit mit den verschiedenen Teilpersönlichkeiten (bzw. Seiten von uns) differenziert nachvollziehen, zuordnen und orten.

eiei1. Das tiefere Unbewusste
2. Das mittlere Unbewusste
3. Das höhere Unbewusste oder Über-Bewusste
4. Das Bewusstseinsfeld
5. Das „Ich“ oder bewusste Selbst
6. Das höhere (transpersonale) Selbst
7. Das kollektive Unbewusste

Die gestrichelten Linien zwischen diesen Bereichen deuten den Fluss der einzelnen Bewusstseinsebenen an, die keineswegs als statisch voneinander getrennt zu verstehen sind, wie auch wir als einzelne Individuen nicht statisch und losgelöst von unserer Umwelt sind, sondern Teil des gesamten Universums.


Landkarte des menschlichen Bewusstseins

Unser Unbewusstes  (1,3)

ist vergleichbar mit einem weiten Meer, mit verschiedenen Bereichen, die viel größer als der Bereich sind, der unserem bewussten Denken, d.h. unserem Tagesbewusstseins zugänglich ist.

Es unterteilt sich in ein persönliches (tieferes und mittleres) Unbewusstes, in dem unsere Erfahrungen gespeichert sind. Vor allem sind es die persönlichen Bedeutungen, die wir unseren Erfahrungen gegeben haben, die uns prägen. Je nach Alter und Reifegrad unseres bewussten Denkens fallen die Bedeutungen eines Ereignisses sehr unterschiedlich aus. Ein Kleinkind, das vor einem bellenden Hund erschrickt, wird dieses Ereignis sehr wahrscheinlich wesentlich dramatischer einordnen als ein erwachsener Hundebesitzer.

Zugleich gibt es jedoch auch den Bereich des (höheren oder transpersonalen) Unbewussten, das über Persönliches hinaus geht. Dieser Bereich beschreibt eine umfassendere Dimension des Lebens. Aus ihm schöpfen wir unser kreatives Potential. Dieser Bereich enthält keineswegs für uns problematische Anteile, sondern ermöglicht uns den Zugang zu belebenden, inspirierenden und unterstützenden Einfällen und Gedanken.

Der Mensch jedoch nutzt nur einen sehr geringen Teil des Vermögens seines Bewusstseins.

Bewusstseinsfeld  (4)

„Dieser Begriff wird dazu verwendet, jenen Teil unserer Persönlichkeit zu bezeichnen, dessen wir uns unmittelbar bewusst sind: dem ununterbrochen fließenden Strom von Empfindungen, Bildern, Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Impulsen, die wir beobachten, analysieren und beurteilen können.“ (Roberto Assagioli: Psychosynthese, S. 30).

Der Schlüssel zur Auflösung unserer Schwierigkeiten und Blockaden liegt jedoch sehr oft NICHT in jenen Bereichen, die wir mit unserem bewussten Denken, also unserem sog. „Tages-Bewusstsein“, unserem derzeitigen Bewusstseinfeld erreichen können. Unser Bewusstseinfeld lässt sich jedoch erweitern. Dieser Zuwachs an Erkenntnis ist unser Ziel. Unser Gehirn ist zeitlebens wandelbar. Diese Eigenschaft nennt die Hirnforschung "Neuroplastizität". 

Das, was uns wirklich hindert, auf unserem Lebensweg selbstbewusst voranzugehen, schwierige Situationen zu lösen, liegt oftmals tief verborgen im persönlichen Unbewussten – verborgen in Glaubensätzen, die aus einstigen Erfahrungen entstanden sind und jetzt von uns unbemerkt Vorstellungen, Ansichten und Handlungen prägen. Diese uns nicht bewussten Motivationen folgen ihrer eigenen Psycho-Logik, die sich von der Logik des bewussten Denkens und Analysierens stark unterscheidet. Wir haben es hier gewissermaßen mit einer anderen „Sprache“ unseres Bewusstseins zu tun. Die Welt des Unbewussten zeigt sich in Körperempfindungen und vor allem in Bildern. Worte unserer herkömmlichen Sprache, die aus unserem bewussten Denken kommen, erreichen das Unbewusste nicht. Ohne eine Verbindung unseres bewussten Wahrnehmens zu unserem unbewussten Erleben kann eine Auflösung von Blockaden selten gelingen.

„Alles, was ein Mensch sagt, kommt aus seinen Gefühlen und Bedürfnissen heraus. Auch wenn es auf den ersten Blick oft nicht so aussieht: Jede Handlung dient der Erfüllung eines Bedürfnisses.“ (Marshall Rosenberg)

Gleichzeitig liegen häufig die tatsächlich wirksamen Lösungsansätze ebenfalls im unbewussten Bereich. Sie zu erreichen, mit ihnen ins „Gespräch“, in Kontakt zu kommen, ist die Absicht der Psychosynthese-Arbeit. Ebenso verborgen liegen unsere Potentiale aus dem

Höheren Unbewussten  (3)

die ebenfalls zu unserer Gesamt-Persönlichkeit gehören. Aus diesem Bereich erhalten wir unsere lebensunterstützenden Intuitionen und Inspirationen. „Es ist die Quelle höherer Gefühle, wie bspw. die altruistische Liebe. In diesem Bereich sind auch die latenten, höheren psychischen Funktionen und spirituellen Energien beheimatet.“ (Roberto Assagioli. Psychosynthese, S. 30).

Die „Quelle unseres Selbst“, nannte Assagioli:

"Ich" oder das bewusste Selbst  (5) 

„Das Selbst, d.h. der Punkt reiner Selbstbewusstheit, wird oft mit ... der bewussten Persönlichkeit verwechselt, ist jedoch sehr verschieden davon. ... Die wechselnden Inhalte unseres Bewusstseins (Empfindungen, Gedanken, Gefühle usw.) sind eines, während das „Ich“, das Selbst, das Zentrum unseres Bewusstseins, ein anderes ist. ... Dieser Unterschied (kann) verglichen werden mit dem zwischen einer weiß beleuchteten Fläche eines Bildschirms und den verschiedenen Bildern, die darauf projiziert werden. Aber der Durchschnittsmensch nimmt sich nicht die Mühe, sich selbst zu beobachten und diese Unterscheidung zu treffen; er treibt auf der Oberfläche des „Bewusstseinsstroms“ und identifiziert sich mit den aufeinanderfolgenden Wellen, den wechselnden Inhalten des Bewusstseins.“ (ebenda).

Jene Instanz in der Mitte, im Zentrum unseres Bewusstseins lässt sich auch bezeichnen als „Dirigent/-in“, die in der Lage ist, jene wechselnden Bewusstseins-Inhalte wohlwollend wie einzelne Töne zu betrachten und zielgerichtet je nach Anliegen die verschiedenen Musiker/-innen zu einem harmonischen Ganzen zu koordinieren.

Das höhere (transpersonale) Selbst  (6)  

Dieser Instanz schreibt Assagioli ein Bewusstsein zu, das über das menschliche Bewusstsein hinausgeht und in der Lage ist, die Aktivitäten des „bewussten Selbst“ zu koordinieren. Ein Bewusstsein, das auch dann in uns wirksam ist, wenn wir schlafen, ohnmächtig werden oder unter Einfluss von Narkotika stehen.

Dies führte Assagioli zu der Annahme, dass bspw. beim Erwachen aus dem Schlaf, d.h. dem Wiederauftauchen des bewussten Selbst oder des „Ich“ einen fortdauernden (höherem) Zentrum zuzuschreiben ist, einem „wahren Selbst“, das jenseits oder „über“ dem bewussten Selbst liegt, mit ihm jedoch eng verbunden ist.

Das kollektive Unbewusste  (7)  

Assagioli ging davon aus, dass Menschen sich durchaus zeitweise subjektiv isoliert von (allen) anderen Menschen oder Lebensformen fühlen können, jedoch weder auf der psychischen noch auf der spirituellen Ebene diese Isolation der Bewusstseinsebenen und das unabhängig voneinander Existieren tatsächlich zutrifft. Das ERLEBEN des Einzelnen jedoch ist seine Wirklichkeit, die der Ausgangspunkt unserer Arbeit ist. So können wir dieses subjektive Erleben als "Teilpersönlichkeit" kennzeichnen, bspw. als "Die sich allein Fühlende". Indem wir uns mit ihrem Erleben, ihrem Befinden beschäftigen, decken wir uns bislang unbewusst gebliebene Anteile in uns auf, erkennen ihre "Welt", die ja ein Teil unserer eigenen (unbewussten) Weilt ist. Nicht "wir" als ganze Person haben das Dilemma der Einsamkeit, sonder dieser Persönlichkeitsanteil in uns fühlt so, denkt so.

Solange wir uns mit unseren Teilpersönlichkeiten "verwechseln", können wir nicht selbstbestimmt handeln - die Ansichten der Teilpersönlichkeiten bestimmen unser Fühlen, Denken, Handeln. Und allzuoft in von uns keineswegs erwünschter Weise. So können Erfahrungen unserer Eltern, Großeltern oder auch gesamtgesellschaftliche Erfahrungen wie Krieg, Vertreibung, Armut, Hunger in den tieferen Schichten unseres Bewusstseins als kollektive Erfahrung vorhanden sein, die wir als "kollektives Unbewusstes" bezeichnen und die ebenfalls unser Leben bestimmen können.

Im kollektiven Unbewussten sind Erfahrungen der ganzen Menschheit über die Jahrtausende hinweg gespeichert – ein Umstand, der bei mehrgenerationaler Arbeit oder in der sogenannten „Aufstellungsarbeit“ durchaus erfahrbar wird. Plausibel und bis ins Letzte erklärbar ist dieses Phänomen bis heute leider nicht. Es ist jedoch erfahrbar und sehr häufig wirksam, und lässt sich daher zur deutlichen Verbesserung der Befindlichkeit - und damit der gesamten Lebenssituation - anwenden.

Ein Umstand, den die gesamte Menschheit, alle Menschen auf der Erde miteinander eint, ist die gemeinsame Erfahrung während ihrer vorgeburtlichen Reifung. Alle Menschen machen in dieser frühen Phase zwei wesentliche Erfahrungen: Wir sind aufs Engste mit einem anderen Menschen verbunden UND wir wachsen jeden Tag ein wenig. Wenn wir über eine lange Zeit, über viele Monate eine ERFAHRUNG machen, uns ein ERLEBEN begleitet, wird sie zu einem Teil unseres Grundverständnisses über uns selbst. Es wird uns zu einem Bedürfnis.

Der Hirnforscher Gerald Hüther beschreibt das Bedürfnis nach Verbundenheit als eines der beiden menschlichen Grundbedürfnisse, die sich bereits vorgeburtlich durch die Erfahrung der biologischen Verbundenheit herausbilden und zeitlebens bestehen bleiben. Das andere Grundbedürfnis, dass G. Hüther als exiszenziell beschreibt, ist das Bestreben nach Autonomie, das Selbst-Entfaltung und die Sehnsucht nach stetigem Wachstum unserer Erkenntnis und unseres Vermögens beinhaltet.

In diesem polaren Feld zwischen unserem Bedürfnis nach Verbundenheit und unserem Bedürfnis nach Autonomie findet zeitlebens das Bemühen um eine gesunde, optimale Balance statt. Der Pionier Roberto Assagioli hat mit seinem Modell des Bewusstseins und der Entwicklung der Psychosynthese fast ein Jahrhundert vor der Bestätigung durch die moderne Hirnforschung eine Möglichkeit aufgezeigt, wie diese Balance gelingen kann.

Literatur:
Roberto Assagioli. Psychosynthese. Prinzipien, Methoden und Techniken. Aurum-Verlag, Freiburg/Br., 1978.

Sinnerfüllt
Leben & Arbeiten

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sehen, es anders
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Gleichgewicht finden

Lächeln
Zuversicht
Balance
Ermutigung
Inspiration
Intuition
Wandel

Struktur
Prozess
Würde
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